Überall im Land klagen Kita-Träger über Geldmangel. Trotzdem zahlen die Jugendämter Millionenbeträge an das Land zurück - zuletzt mehr als 27 Millionen Euro. Wie kann das sein? Sie heißen „Flexibilisierungsmittel“ und sollen für bedarfsgerechte Öffnungszeiten der Kitas auch frühmorgens oder in den Abendstunden sorgen. Auch in Bonn wurden zuletzt mehr als eine Million Euro nicht abgerufen, wie die Landesregierung auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion nun mitteilte. Die Sozialdemokraten wollen den Jugendämtern jetzt mehr Spielraum bei der Verwendung der Mittel geben.
Im vergangenen Jahr leitete das Land 80 Millionen Euro an Bundesmitteln an die Jugendämter für längere Öffnungszeiten oder weniger Schließtage weiter. Nach Bonn flossen mehr als 1,5 Millionen Euro. Doch nicht alle Mittel wurden auch eingesetzt: Das örtliche Jugendamt überwies 1.018.900,00 Euro, der für den Zeitraum 2022/23 bewilligten Mittel an das Land zurück.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in NRW immer schwieriger und immer häufiger stehen Kinder vor verschlossenen Kita-Türen. Ein weiteres großes Problem stellen die hohen Kita-Gebühren dar. „In meinen Gesprächen mit Bonner Familien wird immer wieder sehr deutlich, wie belastend sich Kita-Gebühren und die vielfach verkürzten Öffnungszeiten auswirken. Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen eingesetzt werden, um die Familien finanziell zu entlasten und wieder mehr Personal in die Kitas zu bringen. Über eine Millionen Euro an bewilligten Mitteln, die allein bei uns in Bonn innerhalb eines Jahres zurück ans Land fließen, machen ein extremes Ausmaß an Finanzierungsversagen bei Stadt und Land deutlich. Das darf nicht sein! Deswegen fordern wir mehr Möglichkeiten für die Jugendämter.“, betont die Bonner Bundestagsabgeordnete und SPD-Vorsitzende Jessica Rosenthal. „Dabei sollten sie vor allem mehr Flexibilität bei der Verwendung der Gelder haben, um zielgerichtet agieren zu können. Schließlich macht es wenig Sinn, die Mittel bloß mit der Gießkanne auszuschütten, wenn flexible Öffnungszeiten nicht möglich sind oder der Bedarf vor Ort nicht überall in dem Umfang gegeben ist. In diesen Fällen müssen die Jugendämter in der Lage sein, dass Geld flexibel dort einzusetzen, wo es gebraucht wird.“, erklärt Jessica Rosenthal abschließend.
Der Mangel an qualifiziertem Personal ist überall im Land ein Problem, auch bei uns in Bonn. Für viele Eltern bleiben lange Kita-Öffnungszeiten ein Traum. Realität sind - aufgrund des Personalmangels - geschlossene Einrichtungen. Neues Personal durch Quereinstieg oder die Förderung der praxisintegrierten Ausbildung sollten deshalb möglich sein.
„Die Flexibilisierungsmittel sollten dort eingesetzt werden können, wo der Schuh gerade drückt. Ein Springerpool unter der Regie des Jugendamtes könnte hier Abhilfe schaffen. Es gibt immer wieder erfahrene Erzieherinnen und Erzieher, die, obwohl sie schon im Ruhestand sind, bereit wären, vorübergehend einzuspringen. Auch ein solches Modell könnte mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erprobt werden“, erklärt der Bonner SPD-Vorsitzende Gabriel Kunze.”